Für Bernard Quiriny
Ruhig, stumm, einsam, dinierte V in einer Pariser Brasserie. Er bedauerte es nicht, allein zu sein. Wie ein romantischer Betrachter auf einem Felsengipfel beobachtete er erstaunten Auges die Welt um sich herum. Er delektierte sich an dieser besonderen Atmosphäre von urbaner, leerer und hypertropher Erregung, die den Eindruck erweckt, mit der Welt phasengleich zu sein, voll an ihrem Lauf teilzuhaben. Die Passanten auf der Straße gingen mit der Entschlossenheit derer, die jede Erfahrung, selbst die banalste, bis auf den Grund durchleben wollen, die Autos bewegten sich im stoßweisen Rhythmus der beginnenden abendlichen Verstopfungen, und unter den falschen Weinlauben der Gipsgesimse aßen die Gäste des Restaurants, tranken sich zu und diskutierten mit einer Begeisterung, als ob sie unbewusst versuchen würden, mit diesem ganzen abendlichen Wirbel eins zu werden. Während er seine Austern schlürfte, bemerkte V jedoch an der anderen Seite des Saals in einer Ecke, die ruhiger und abgeschiedener war, einen unauffälligen Mann mittleren Alters, der an der allgemeinen Frenesie nicht mitzuwirken schien, sondern in eine ganz persönliche Angelegenheit vertieft war.
Wenn er nicht mit dem Schneiden seines Stücks Fleisch oder mit seinem Glas beschäftigt war, hörte der seltsame Gast in der Tat nicht auf, sich heftig den Bauch zu reiben. Unter seinem Hemd verborgen, kam und ging seine rechte Hand, wechselte den Rhythmus, knetete energisch, lockerte dann ihren Griff. Niemand schien sein obszönes kleines Spiel bemerkt zu haben. Weder die anderen Gäste noch die Kellner. Außerdem machte der Mann sich gar nichts daraus, er berührte sich, ohne sich um den Blick der anderen zu kümmern, ohne auch nur eine Kopfbewegung oder ein Stirnrunzeln zu gewahren, das ihn hätte beschämen können und zweifellos verpflichtet hätte, mit dieser einsamen Manie aufzuhören. Zwar führte er seine Berührungen diskret und leise aus, aber er versuchte sich auch nicht unbedingt zu verstecken. Gelassen, mit einer Art schwebender, aber präziser Aufmerksamkeit, wie ein griechischer Hirte, der im Schatten eines Olivenbaums sitzend die Perlen seines alten Rosenkranzes abbetet, streichelte er sich den Bauch.
V dachte sofort, dass der Mann masturbierte, aber nach reiflicher Überlegung verwarf er diese rohe Vorstellung. Erstens lag die Partie des Bauchs, die er streichelte, zu hoch; zweitens gehörte der Gesichtsausdruck, den die Streicheleien auslösten, nicht dem Register des Genusses an. Und drittens dauerte dieses Gehabe schon zu lange, es war zu monoton und führte zu keinem Höhepunkt. Es handelte sich also um etwas anderes. V glaubte also, der Gast würde sich...
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is a writer and philosopher with a research focus on phenomenology, who is widely known for his literary essays and short stories. He is also lecturer in philosophy at the University of Bordeaux, France.