Der Vater, Rabbiner in der Rue Ordener in Paris, der von der Gestapo abgeholt und in Auschwitz ermordet wird; die Mutter, der es gelingt, sich und die sechs Kinder an verschiedenen Orten versteckt zu halten; Sarah, die sich weigert, anderes zu sich zu nehmen als koscheres Essen, die die rettende Taufe verweigert, die sich weigert, mehr als fünf Minuten von ihrer Mutter getrennt zu sein – die sich jedoch schließlich der blonden »Dame« aus der Rue Labat zuwendet, bei der sie mit der Mutter Unterschlupf findet: sich von ihr »umändern« lässt, ihr Judentum, den Vater vergisst und die hilflos kämpfende Mutter verrät. Sarah Kofmans autobiographisches Fragment, ihr letztes Buch vor ihrem Freitod, ist »ein Requiem auf ein zerissenes Leben« (Iris Radisch), das Protokoll einer im Überleben verlorenen Kindheit, das insistierende Dokument einer Wunde, die der Preis der Rettung war.