»Wenn man ein Buch öffnet, weiß man nicht, wohin man geht. Man lässt sich führen in Zeiten, an Orte, zu Gefühlen, mit denen man sich sonst nicht ohne weiteres eingelassen hätte. Überhaupt sind unsere Leben Irrpfade, die wir auf verschiedene Weisen rekapitulieren – je nachdem, zu welcher Zeit und mit welchen Personen wir leben.«
Zu den Wanderbewegungen von Lesen und Leben gesellt sich hier die Stimme des Schreibenden, der sich unablässig neu befragt – ob vor dem langen Schatten der Menschheitsgeschichte oder vor dem eigenen, dunklen autobiografischen Hintergrund: dem autistischen Verstummen, dem Hungern, dem Verschlingen von Büchern statt von Nahrung.
»Die wandernden Schatten« eröffnet ein gewaltiges Schreibprojekt: eine stets Fragment bleibende Sammlung aus hingetupften biografischen Skizzen, eindringlichen Aphorismen, Romananfängen und (prä)historischen Erzählungen, welche mal das Persönlichste, mal das Abstrakteste in kristalline Wortmusik bannt.
Für »Die wandernden Schatten« erhielt Pascal Quignard 2002 den Prix Goncourt.