Der Wiener Psychoanalytiker und Theoretiker Michael Turnheim stellt in seinem neuen Buch »Mit der Vernunft schlafen« folgende Diagnose an den Anfangspunkt: Die Psychoanalyse als Praxis und in ihrer Theorie ist in Auflösung begriffen. Das Phantasma ihrer Einheit ist gefallen, fällt immer noch. Doch er erzählt damit keine Verfallsgeschichte, im Gegenteil. Der dieser Diagnose entsprechende Ort, bzw. Nicht-Ort der Psychoanalyse erlaubt, sie wieder zurückzukoppeln an Anfänge, die ihr immer schon eingeschrieben waren.
Anhand von Lektüren, die ihn von Freud über Lacan zur eingehenden Befragung des Beitrags Jacques Derridas zur Psychoanalyse führen, fragt Turnheim, wie der gegenwärtige Stand und Zustand der Psychoanalytiker und der Psychoanalyse wieder angeschlossen werden kann an die Spaltung der Szene, welche die Psychoanalyse selbst schreibt: die Spaltung zwischen der seit jeher vollzogenen Setzung eines metaphysischen Bezugs zu Normen, zum Vater und zum Monotheismus einerseits, sowie der Zersetzung, Aufschiebung, Subversion dieses Bezugs, der sich in der Immanenz des Sprechens und Erlebens der Subjekte artikuliert, andererseits.