Transmission, Death, Technology
Typ:
General Secretary‘s Report to the International Necronautical Society
Autorisiert durch:
Tom McCarthy
Autorisierungscode:
TMC061203
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Calling All Agents ist mein zweiter Bericht für die Internationale Nekronautische Gesellschaft (International Necronautical Society, INS). Mein erster, Navigation Was Always a Difficult Art (Navigation war schon immer eine schwierige Kunst), der während unseres Gastaufenthalts am österreichischen Kulturforum (London, 2001) entstand, beschäftigte sich mit den Themen Kartographie, Handwerk, Materie und Gesang. Diese Themen entwickelten sich anhand gewisser ›Knoten‹, ›Figuren‹ oder ›Momente‹: Melvilles Queequeg, der seine Tätowierungen auf einen Sargdeckel überträgt, Shakespeares Ariel, der Ferdinand mit seinem Gesang über Prosperos Insel führt, Donald Campbell, der im See Coniston Water mit seiner Bluebird verunglückt, und so weiter. Gegen Ende dieses Berichts wurde ein bestimmter Moment, oder, besser gesagt, eine Reihe von Momenten besonders bedeutsam: Die Szenen aus Jean Cocteaus Film orphée (1950), in denen der Protagonist des Films kurze Gedichtzeilen aus einem Radio empfängt, die von einem unbekannten Sender übertragen werden. Diese Szenen beschäftigten die INS in den darauffolgenden Monaten. Wir vermuteten, dass sie ein Code waren für weiterreichende Prozesse – nicht nur Cocteaus Film betreffend, sondern auch allgemeiner Kunst, Leben und das, was Anthropologen und Psychoanalytiker als symbolische Ordnung bezeichnen. Diese Vermutung verdichtete sich, so dass sich der INS-Vorstand entschloss, eine Rundfunkstation und, indem andere Sender dazu animiert wurden, ihr Signal zu übernehmen, ein Übertragungsnetzwerk aufzubauen.
Um dieses Projekt vorzubereiten, luden wir in die Londoner Cubitt Gallery zu Anhörungen ein, die um die Themen Übertragung, Tod und Technologie kreisten (Second First Committee Hearings: Transmission, Death, Technology; 16. November 2002). In einem von Laura Hopkins gestalteten Raum wurden Autoren und Künstler mit Kenntnissen in den Bereichen Sound, drahtlose elektronische Kommunikation, Verschlüsselungstechniken und Rundfunkübertragung von einer Delegation befragt, die aus mir, dem INS-Propagandachef Anthony Auerbach (archivarische und erkenntnistheoretische Kritik) und dem Autor und Rundfunkexperten Zinovy Zinik bestand.
Nachdem Aufzeichnungen der Hearings im Radio gesendet worden waren, kamen Angebote von Redakteuren und Web-Programmierern großer Nachrichtenagenturen, unsere Propaganda in das Programm und den Quellcode ihrer Auftraggeber zu übernehmen. Kurz darauf bot uns das ICA (Institute of Contemporary Arts, London) an, als Gastgeber für die erste offizielle Inkarnation unserer Sendestation zu fungieren. Wir nahmen die Einladung an. Eine UKW-Lizenz wurde beantragt und für die erste Aprilwoche 2004 genehmigt.
Bevor wir senden können, müssen die bei den Hearings gemachten Aussagen analysiert werden. Das habe ich getan. Der vorliegende Bericht fungiert als Brücke zwischen den Hearings und...