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Matthias Krüger: Der Begriff des disegno im Zeitalter der Evolutionstheorie
Der Begriff des disegno im Zeitalter der Evolutionstheorie
(p. 75 – 90)

Matthias Krüger

Der Begriff des disegno im Zeitalter der Evolutionstheorie
Biologische Konzepte in Charles Blancs »Grammaire des arts du dessin«

PDF, 16 pages

Gemäß der Evolutionstheorie verdankt sich die Entstehung der Arten nicht einem göttlichen Plan (engl. design), sondern einem graduellen, durch Zufall gelenkten Prozess (von Darwin natural selection genannt). Damit stellte die Evolutionstheorie nicht nur eine Herausforderung für die christliche Schöpfungslehre, sondern auch für die idealistische Kunsttheorie dar, die der Zeichnung (it. disegno / fr. dessin) das Primat gegenüber der Ausführung zusprach. Der Aufsatz untersucht, wie Charles Blanc, einer der eminentesten Kunsttheoretiker des 19. Jahrhunderts, dieses Problem zu lösen sucht.

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Matthias Krüger

Matthias Krüger

studied History of Art, Philosophy and English language and literature at the University of Hamburg and obtained his doctoral degree in 2004 with a study on pastose painting in 19th century France. After having worked at the Universities of Bern, Munich and Bamberg, he currently teaches Modern and Contemporary Art at the University of Hamburg. His research focus lies on: color, artistic utensils, local color.

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Die Werke von Künstlern und Literaten entstehen aus einer unauflöslichen Spannung zwischen ›Kopf‹ und ›Bauch‹, zwischen Geistigem und Körperlichem. Im Spektrum der Metaphern und Modelle, mit denen künstlerisches Schaffen seit der Antike zu erfassen versucht wird, nimmt das Biologische – die fortwährende Engführung des Kreativen mit dem Kreatürlichen – eine Schlüsselrolle ein: Überall scheinen Werke gezeugt, ausgetragen oder geboren zu werden, sie wachsen, altern, erweisen sich als monströs oder ›degeneriert‹ oder gewinnen ihren ästhetischen Mehrwert erst als ›organisches Lebewesen‹.

Der Band untersucht, wie das Denkmodell einer Biologie der Kreativität unter den Bedingungen der Moderne in Texten und Bildern gedacht und instrumentalisiert werden konnte und welche Relevanz die wissenschaftlichen Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts in den Naturwissenschaften, der Medizin und Psychologie für Vorstellungen, Beschreibungen und Theorien zu künstlerischer Kreativität hatten.

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