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William Clark: Die Politik der Ontologie
Die Politik der Ontologie
(p. 97 – 127)

William Clark

Die Politik der Ontologie

Translated by Martin Dehli

PDF, 30 pages

William Clark legt seiner Analyse die These von Levinas und Derrida zugrunde, wonach Ontologie als prima philosophia eine Philosophie der Gewalt und Tyrannei darstelle. Daran anschließend knüpft er die Frage, wo in der Philosophiegeschichte eine solche Metaphysik als Ontologie proklamiert worden ist. Es gab sie bei Aristoteles – aber nur, wenn man der Lesart des Altphilologen Werner Jaeger folgt. Es gab sie in der deutschen Schulmetaphysik des 18. Jahrhunderts als diejenige Grundwissenschaft, die die allgemeinen Aspekte des Seienden behandelte – aber nur, um von Kant in seiner kritischen Philosophie erledigt zu werden. Und es gab sie bei Martin Heidegger, der in der berühmten Davoser Disputation mit Ernst Cassirer die These vertrat, dass ausgerechnet Kant nach einer allgemeinen Ontologie als Metaphysik gestrebt habe. Wie verzerrt eine solche Deutung der Kant'schen Kritik als Fundamentalontologie auch sein mag, ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund ist offensichtlich. Heidegger mochte sich nicht damit abfinden, dass die allgemeinen Eigenschaften des Seienden mit dem Fortschritt der Wissenschaften seit dem 19. Jahrhundert nur noch diesen zu untersuchen vorbehalten bleiben sollten. Kronzeuge dieser Entwicklung war für ihn der Neukantianismus (also auch Cassirer), der die Philosophie in eine exakte Wissenschaft umformen wollte und zugleich liberale politische Ansichten vertrat. Was dabei nach Heidegger verloren ging, war das Allgemeine, »seine eigene Bestimmtheit, Notwendigkeit und spezifische Fassbarkeit«. Um es zu bewahren, musste die Philosophie sich als Fundamentalontologie verstehen. Für Clark ist diese Interpretation eng mit Heideggers Engagement für den Nationalsozialismus verbunden, oder genauer: Er glaubt, dass Heideggers philosophischer Gewaltakt ebenso wie die nationalsozialistische Bewegung auf die gleiche historische Konstellation reagieren, die man im weitesten Sinne als Untergang der Metaphysik beschreiben könnte.

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Michael Hagner (ed.), Manfred D. Laubichler (ed.): Der Hochsitz des Wissens

Der Begriff des Allgemeinen steht gemeinhin für den Gegensatz zum Besonderen, zum Einzelnen oder auch zum Teil(-weisen). Zum Allgemeinen vorzustoßen bedeutet, einen größeren Horizont abzustecken, der die Voraussetzung für weitergehende Erkenntnis bildet, aber auch gewisse Risiken mit sich bringt. In den Wissenschaften wird das Allgemeine erst im 19. Jahrhundert zu einer zentralen epistemischen Ordnungskategorie.

In dem Band geht es um die Wiedereingliederung von konzeptuellen und theoretischen Aspekten in die Wissenschaftsgeschichte nach dem »practical turn«. Das Allgemeine wird als praktisch relevanter Grundwert der Wissenschaften verstanden, mittels dessen Wissen generiert, strukturiert, verändert bzw. überhaupt erst verfügbar gemacht wird. Die Beiträge zeigen, wie das Allgemeine etwa in Biologie, Medizin, theoretischer Physik, Kultur- und Kunstgeschichte sowie der Philosophie zur Geltung gebracht wird. Wollte man diese scheinbare Vielfalt auf einen Nenner bringen, so könnte man vielleicht sagen: Zweifellos steckt der Teufel im Detail, doch zumindest das Versprechen auf höhere Erkenntnis steckt im Allgemeinen.

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