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David Gugerli, Philipp Sarasin: Editorial
Editorial
(p. 7 – 9)
  • epistemology
  • knowledge
  • canon
  • ignorance and non-knowledge
  • history of knowledge
  • history of science

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David Gugerli

David Gugerli

is professor of the History of Technology and Science at ETH Zurich. He studied history and literary studies and has been visiting fellow at the »Maison des Sciences de l´Homme« in Paris, at Stanford University, at the »Colegio de México«, at the »Wissenschaftskolleg zu Berlin«, at the »IFK Wien«, and as professor at the »Universidad Nacional Autónoma de México«. His research focus is on the technological implementation of human capital theory, the history of computerized database technologies, and the history of knowledge in the reinsurance industries in the 19th and 20th centuries. He is member of the Competence Centre for the History of Knowledge, a scientific centre of excellence of the ETH Zurich and the University of Zurich.

Other texts by David Gugerli for DIAPHANES
Philipp Sarasin

Philipp Sarasin

is full professor of Modern and Swiss History at the Research Unit for Social and Economic History at the University of Zurich and founding member of the collaborate research centre »Geschichte des Wissens« (University of Zurich and ETH Zurich). In his research he focuses on the history of knowledge, the history of the Cold War, theories of the science of history, the history of the city, and the history of body narratives and sexuality.

Other texts by Philipp Sarasin for DIAPHANES
David Gugerli (ed.), Michael Hagner (ed.), ...: Nach Feierabend 2009

Diese Ausgabe des Zürcher Jahrbuchs für Wissensgeschichte zum Thema Nicht-Wissen geht einer produktiven Grenzziehung nach. Der Unterschied von Dogma und Häresie, die Trennung zwischen Expertenwissen und Laienglauben, das Verhältnis von Validierung und Entwertung sowie die wechselseitige Abhängigkeit von Kanonisierungs- und Stigmatisierungsprozessen – sie alle betreffen jene Differenz, mit der Akteure des Wissens eine Grenze zwischen (ihrem) Wissen und dem Nicht-Wissen (der anderen) ziehen. Doch die Grenzziehung ist prekär und ständig von beiden Seiten bedroht. Neues Wissen führt zu Verunsicherungen, weil es bisheriges Wissen zum Nicht-Wissen degradiert. Umgekehrt lässt Nicht-Wissen sich nur so lange gelassen ignorieren, wie es klar von sicheren Wissensbeständen unterschieden werden kann. Die saubere Trennung von Wissen und Nicht-Wissen gehört zur Sisyphusarbeit aller Akteure des Wissens, dient sie doch der Verteidigung von Wissensbeständen gegen die Angriffe jener, die – im wahrsten Sinn des Wortes – per definitionem zu den Ignoranten gezählt werden. Die ständige Definitionsarbeit ist aber auch deshalb von wissenshistorischer Bedeutung, weil sie die Ignoranz der Akteure des Wissens gegenüber den Grenzen ihres Wissens steigert. Je erfolgreicher ihre Definitionsarbeit ist, desto weniger wissen Wissensträger, was sie nicht wissen können. Was aber würde passieren, wenn Wissensgeschichte diesem Umstand Rechnung trüge und eine Geschichte des Nicht-Wissens mitschriebe? Die Vermutung liegt nahe, dass die Wissensgeschichte das von eifrigen Wissensträgern stets akzeptierte Verbot der Selbstbeobachtung bei der Sisyphusarbeit nicht mehr befolgen müsste.