Sonja Neef diskutiert in ihrem Text den biblischen Mythos von Babel unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts und fragt nach der Bedeutung von Babel im Zeitalter der Globalisierung. Ausgehend von der Frage nach Herkunft und Übersetzbarkeit des Wortes Babel und seiner Übertragung in verschiedene Sprachen zeigt Neef, dass das Problem der einen oder der vielen Sprachen die Gegenwart als Grundproblem der Globalisierung unvermindert beschäftigt. Babel steht damit – wie Neef mit Derrida verdeutlicht – als Auftrag, zwischen den Kulturen zu übersetzen, auch wenn diese Übersetzung eine eigentlich unlösbare Aufgabe darstellt. Die Analyse verfolgt minutiös die in der Genesis angelegten Implikationen der Suche nach Einheit – wie sie sich etwa auch im Bauen des Turms von Babel selbst entfalten – sowie der Aufspaltung der Sprache und Kulturen, die in Nomadentum und Zerstreuung münden und nicht zuletzt in der Dissemination der Völker auch in einer Ethik des Anderen. Dies erfordert eine Umstellung des Denkens von der ›Globalisierung‹ auf den ›Planeten‹, da dieses kugelförmige Planetendenken (Spivak) die Frage der Alterität und Migration in den Mittelpunkt kulturwissenschaftlicher Betrachtung stellt.