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Stephan Kammer: Das Werk als Entwurf
Das Werk als Entwurf
(p. 27 – 60)

Textpolitik und Schreibpraxis bei Arthur Schopenhauer

Stephan Kammer

Das Werk als Entwurf
Textpolitik und Schreibpraxis bei Arthur Schopenhauer

PDF, 34 pages

Arthur Schopenhauer (1788–1860) hat stets das rationale Moment betont, das den Entwurf seiner Werke ausmacht. Mit seiner dezidierten Unachtsamkeit für die Dynamiken der Papierarbeit scheint er gewissermaßen den Gegenpol zu dem in diesem Band vorgestellten Verständnis des Entwurfs zu bilden. Doch gerade bei Schopenhauer ist ein endloses Überarbeiten der intentional kontrollierten Werke zu konstatieren, wodurch das fertige Werk stets wieder in ein vorläufiges verwandelt und ein permanenter Entwurfsprozess konstituiert wird. Ausgehend von diesem Befund hat Stephan Kammer die Praxis des Entwerfens in den Manuskriptbüchern von Schopenhauer untersucht. Was hier zu beobachten ist, konterkariert die Selbstaussagen des Philosophen und trägt dazu bei, (s)eine Notierpraxis des Entwerfens näher zu klassifizieren. Demnach ist bereits der Aufzeichnungsvorgang (zum Beispiel das Exzerpieren von Lektürefunden) auf Vernetzung ausgerichtet: Die eingetragenen Stellen werden ergänzt und beginnen schließlich zu wuchern.

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Karin Krauthausen (ed.), Omar W. Nasim (ed.): Notieren, Skizzieren

Der dritte Band der Reihe »Wissen im Entwurf« ­beschäftigt sich mit Techniken des Schreibens und Zeichnens in jenen kreativen, herstellenden Zusammenhängen, die gemeinhin unter ›Entwurf‹ gefasst werden. Im Fokus steht also das Er- und Bearbeiten von noch Ungesagtem und Unsichtbarem auf Papier, ein Arbeiten mit Schreib- oder Zeicheninstrumenten in jenem Raum des Vorläufigen, den Notizen und Skizzen eröffnen.

Die Beiträge untersuchen die konkreten Verfahren, die in Notizheften und Skizzenbüchern von Künstlern, Philosophen und Wissenschaftlern zu entdecken sind. Das Entwerfen zeigt sich hier in dem tentativen oder systematischen Durchspielen verschiedener Variationen eines epistemischen Objekts; es zeigt sich als bewusstes Herstellen von ›Unlesbarkeiten‹, um durch diese Störung zu innovativem Formmaterial zu gelangen; es zeigt sich aber auch in der Suche nach neuen operativen Schriften oder Figurationen. Zu beobachten ist in all diesen Fällen, dass das Geschehen auf Papier ein Eigenleben zeitigt, das weder durch die Intentionalität des Schreibenden/Zeichnenden gedeckt ist noch in der Entwicklung auf ein Ziel aufgeht. Die Publikation macht diese eigene – mediale, zuweilen formale, immer aber konditionierende – Qualität an einem Panorama verschiedener Entwurfstechniken sichtbar.