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Rüdiger Campe: Vorgreifen und Zurückgreifen
Vorgreifen und Zurückgreifen
(p. 61 – 87)

Zur Emergenz des Sudelbuchs in Georg Christoph Lichtenbergs ›Hefte E‹

Rüdiger Campe

Vorgreifen und Zurückgreifen
Zur Emergenz des Sudelbuchs in Georg Christoph Lichtenbergs ›Hefte E‹

PDF, 27 pages

Die Sudelbücher von Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) überschreiten den Zeitrahmen des 19. und 20. Jahrhunderts. Als Zeugnisse von Notierpraktiken stellen Lichtenbergs Notizhefte jedoch paradigmatisches Material dar, das über seinen Entstehungszeitraum hinausweist. Rüdiger Campe charakterisiert das Schreiben in den Heften als eigenständiges Verfahren. Dieses zielt gerade nicht auf eine Entwicklung zum publizierbaren Werk, sondern entfaltet seine produktive Organisation »in die Fläche des Heftes« hinein. Am Notieren in den Sudelbüchern lässt sich beispielhaft beobachten, wie Verfahren entstehen. Dabei ist es vor allem die schlichte Praxis des Vor- und Zurückgreifens, die – unterstützt durch die doppelte Eintragsrichtung in die Hefte – jene Verdichtung und Auffälligkeit erzeugt, die dann wiederholt und schließlich als Verfahren fortgeführt werden kann.

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Karin Krauthausen (ed.), Omar W. Nasim (ed.): Notieren, Skizzieren

Der dritte Band der Reihe »Wissen im Entwurf« ­beschäftigt sich mit Techniken des Schreibens und Zeichnens in jenen kreativen, herstellenden Zusammenhängen, die gemeinhin unter ›Entwurf‹ gefasst werden. Im Fokus steht also das Er- und Bearbeiten von noch Ungesagtem und Unsichtbarem auf Papier, ein Arbeiten mit Schreib- oder Zeicheninstrumenten in jenem Raum des Vorläufigen, den Notizen und Skizzen eröffnen.

Die Beiträge untersuchen die konkreten Verfahren, die in Notizheften und Skizzenbüchern von Künstlern, Philosophen und Wissenschaftlern zu entdecken sind. Das Entwerfen zeigt sich hier in dem tentativen oder systematischen Durchspielen verschiedener Variationen eines epistemischen Objekts; es zeigt sich als bewusstes Herstellen von ›Unlesbarkeiten‹, um durch diese Störung zu innovativem Formmaterial zu gelangen; es zeigt sich aber auch in der Suche nach neuen operativen Schriften oder Figurationen. Zu beobachten ist in all diesen Fällen, dass das Geschehen auf Papier ein Eigenleben zeitigt, das weder durch die Intentionalität des Schreibenden/Zeichnenden gedeckt ist noch in der Entwicklung auf ein Ziel aufgeht. Die Publikation macht diese eigene – mediale, zuweilen formale, immer aber konditionierende – Qualität an einem Panorama verschiedener Entwurfstechniken sichtbar.