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Ulrike Boskamp: Nachbilder, nicht komplementär
Nachbilder, nicht komplementär
(p. 49 – 70)

Augenexperimente, Sehlüste und Modelle des Farbensehens im 18. Jahrhundert

Ulrike Boskamp

Nachbilder, nicht komplementär
Augenexperimente, Sehlüste und Modelle des Farbensehens im 18. Jahrhundert

PDF, 22 pages

Die Produktion von Nachbildern durch eigens hergestellte Bildvorlagen ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Schon das zu dieser Zeit gerade aufkeimende Interesse für visuelle Phänomene, die nicht unter die Gesetze der Physik zu subsumieren sind, führt dazu, dass die unterschiedlichsten kolorierten oder unbunten Tafeln für die physiologische Erzeugung von Licht- und Farberscheinungen erdacht werden. Ulrike Boskamps Beitrag Nachbilder, nicht komplementär liefert eine Art Typologie dieser frühen Illustrationen zum Zwecke der Nachbilderzeugung, deren Autoren stets die Spannung zwischen Physik und Physiologie auszuloten haben.

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Werner Busch (ed.), Carolin Meister (ed.): Nachbilder

Nachbilder sind optische Phänomene, mit denen das ­Sehen sich selbst in den Blick nimmt. Seit der Empirismus im 18. Jahrhundert die Subjektivität der Wahrnehmung erschloss, traktierten Wissenschaftler, Künstler und Philosophen ihre Augen, um sie nicht als Empfänger, sondern als Erzeuger von Licht- und Farbphänomenen zu erfahren. Als im buchstäblichen Sinne verkörperte Bilder verschwanden diese ephemeren Erscheinungen mit den Wahrnehmungsorganen, die sie hervorgebracht hatten. Welche Bildkonzepte aber tauchen mit der Entdeckung der visionären Möglichkeiten des Sehens auf?

Wie Goethes Farbenlehre es für das 19. Jahrhundert prominent formuliert, bricht im Nachbild die Differenz von innerer und äußerer Sensation zusammen. Was impliziert dieser Zusammenbruch für die künstlerische wie wissenschaftliche Erfassung der Natur? Ist die Wahrheit in der Malerei noch ohne die Aufzeichnung jener flüchtigen Phänomene zu haben, die der Wahrnehmungsapparat in die Welt projiziert? Der Band versammelt Beiträge, die die physiologische Frage nach dem Sehen mit der produktionsästhetischen Frage nach dem Bild verknüpfen. Die bildgeschichtliche Relevanz der Eigenaktivität des Auges rückt nicht zuletzt anlässlich der Wiederkehr des Nachbilds in der neueren Kunst in den Fokus.

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