Hans-Jörg Rheinberger widmet sich jenen prozessualen Aspekten des Experimentierens, die in der Regel als ›subjektiv‹ oder ›kontingent‹ verbucht und ausgeblendet werden, da sie dem Autoritätsanspruch wissenschaftlicher Handlungen zuwiderzulaufen scheinen. Ausgehend von seiner Beschreibung des Experimentierens als Form des offenen Welterkundens erörtert er die Rolle des Unschärfe- und des Serendipitätsprinzips bei der Herstellung epistemischer Dinge. Rheinberger zeigt, wie sich das überraschende Hervortreten des Neuen in der Wissenschaftsgeschichte meist zwischen den Polen des technischen und des epistemischen Zufalls abspielt. Rheinberger verortet das ästhetische Moment des Experimentierens dabei gerade in der Kombination von Vertracktheit und Handhabbarkeit von begrenzten, aber nichtsdestoweniger vielschichtigen Systemen. So werde ein Experimentalsystem nicht – wie oft behauptet – als schön oder ästhetisch empfunden, weil es ›einfach‹ ist, sondern weil es sich »auf einer Grenze« bewegt: Es hat eine Struktur, die sich repetieren lässt und die nicht zerfließt, zugleich aber birgt es Ungelöstes.