Poetopharmaka sind poetische Heilmittel und Gifte, die im Zeitalter der expansiven Multimedialität mit Blick auf die conditio humana neu zu beschreiben und zu produzieren sind. Wenn hier nach der materia cruda gefragt wird, wird damit auf eine alchemistische Semantik zurückgegriffen, in welcher das Wechselverhältnis von Imagination und Stofflichkeit grundlegend ist. Über drei historische Stationen, etwa um 1800, 1900 und 2000, werden dann streiflichtartig Poeten und Philosophen eben zu diesem Verhältnis befragt, wodurch Begriffe wie »Energie«, »Magie«, »Technik« und »Medium« in einer für die menschliche Physis und Psyche relevanten Perspektive ins Spiel kommen. Diese Reflexionen stützen die Behauptung der Essentialität des poetopharmakon. Dass und wie es im Zeitalter des Internet wirksam eingesetzt werden mag, kann indes nicht allein diskursiv verhandelt werden, sondern harrt des Experiments – so wie es in der virtuellen Poetopharmazie (auf http://www.poetopharmazie.de) eingeleitet wurde.