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Geert Lovink: Medienwissenschaften
Medienwissenschaften
(p. 159 – 176)

Geert Lovink

Medienwissenschaften
Diagnose einer gescheiterten Form

PDF, 18 pages

Dieses Manifest postuliert, dass die aus den Geisteswissenschaften kommenden Medienwissenschaften keinen produktiven Zugriff auf die Neuen Medien und vor allem das Internet ermöglicht haben. Der übergeordnete Begriff »Medien« wird mehr und mehr zu einem leeren Signifikanten. In Zeiten universitärer Reformen, geistiger Armut und einer aufblühenden Kreativindustrie müssen wir uns von schwammigen Konvergenz-Ansätzen verabschieden und stattdessen gründliche Detailstudien zu Netzwerken und digitaler Kultur vorantreiben. Es ist an der Zeit, Autonomie und Ressourcen für die Erforschung Neuer Medien zu beanspruchen, um endlich die institutionelle Peripherie zu verlassen und Anschluss an die Gesellschaft zu finden.

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Geert Lovink

Geert Lovink is a Dutch media theorist, internet critic and author of Uncanny Networks (2002), Dark Fiber (2002), My First Recession (2003), Zero Comments (2007), Networks Without a Cause (2012), Social Media Abyss (2016), Organization after Social Media (with Ned Rossiter, 2018) and Sad by Design (2019). In 2004 he founded the Institute of Network Cultures at the Amsterdam University of Applied Sciences. His center organizes conferences, publications and research networks such as Video Vortex (online video), Unlike Us (alternatives in social media), Critical Point of View (Wikipedia), Society of the Query (the culture of search), MoneyLab (internet-based revenue models in the arts). Recent projects deal with digital publishing and the future of art criticism.
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Gesellschaft für Medienwissenschaft (ed.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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