Dieser Artikel stellt ein Plädoyer dar, sich der Frage nach dem »Autor« in den Naturwissenschaften eingehender zu widmen, als dies bislang in der Wissenschaftsforschung geschehen ist. Anhand einer exemplarischen Lektüre prominenter Artikel aus der neueren Geschichte der Gen- und Genomforschung geht der Beitrag der Frage nach, wie sich Autorschaft in biowissenschaftlichen Fachartikeln in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Nach einer überblicksartigen Diskussion verschiedener literaturtheoretischer Annäherungen an das Problem der (naturwissenschaftlichen) Autorschaft, werden Wandlungen in der epistemischen, sozialen und rhetorischen Figuration des biowissenschaftlichen Autors anhand einer Differenzierung von »Autorfunktion« (als primär textuelle Kategorie, in der sich historisch spezifische Auffassungen eines wissenschaftlichen Selbst artikulieren) und »Autormodell« (als soziale und institutionelle Autorschaft) diskutiert.