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Stefan Rieger: Manifest
Manifest
(p. 133 – 152)

Stefan Rieger

Manifest
Zur Logik einer Erzählform

PDF, 20 pages

Das Manifest unterliegt nicht gängigen Kriterien textueller Rationalität und genau darin liegt seine epistemologische Funktion. Als Gattung einer zum Teil ungeschützten Programmatik ist sein Raum die Zukunft, in die es seine jeweiligen Forderungen projiziert. Sein Modus ist eine oft affektiv vorgetragene Unbescheidenheit, die auf eine dieser Gattung eigene Weise die Kategorien des Erzählens und des Wissens von einander entkoppelt. Das, was in Manifesten zutage tritt, unterliegt nicht in der gewohnten Weise Kriterien der Objektivierung, der Plausibilität, der Kohärenz und der Nachprüfbarkeit. In Absetzung zu wissenschaftlichen Rationalitäten und erzählerischen Konventionalitäten schafft sich das Manifest so seine eigenen Geltungsbedingungen.

  • knowledge
  • epistemology
  • narrative
  • history of knowledge
  • narratology
  • circulation

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Stefan Rieger

is professor of Media History and Communication Theory at Ruhr University, Bochum. He was research assistant at the collaborate research centre »Literatur und Anthropologie« in Constance. His PhD thesis was concerned with data processing and mnemonic strategies in the Baroque period; his professorial dissertation was on the interdependency between media and anthropology and he has since focussed on the history of science, media theory and cultural techniques.

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Wissen ist nicht nur ein Produkt von Repräsentation und Symbolisierung, sondern auch von erzählerischen Formen. Das gilt zumindest in den Kultur- und Geisteswissenschaften angesichts der beinahe ubiquitären Rede von ›Narrativen‹ als selbstverständlich, was jedoch bislang kaum dazu führte, die spezifischen epistemologischen Funktionen des Erzählens für das Wissen zu erhellen. Der Band stellt die Bedeutung des Erzählens für die Konstitution und die Zirkulation von Wissen zur Diskussion und schließt damit an die Entdeckung der Bedeutung des Erzählens in einzelnen Wissenschaften an, aber auch an eine allgemeine Theorie des Erzählens, die über eine engere literaturwissenschaftliche Funktionsbestimmung hinausgeht. Das Erzählen wird dabei als weitreichende Funktion von Wissensbildung und Wissensverbreitung verstanden. Komplementär dazu wird auch das literarische Erzählen selber auf seine epistemologische Funktion hin unter der Annahme untersucht, dass literarische Texte an der Konstitution und Zirkulation von Wissen teilhaben.