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Gabriele Klein: Zur Medialität von Choreographie, Körper und Bewegung
Zur Medialität von Choreographie, Körper und Bewegung
(p. 29 – 42)

Gabriele Klein

Zur Medialität von Choreographie, Körper und Bewegung
Eine sozial- und kulturtheoretische Skizze

PDF, 14 pages

Tanz ist … »nichts anderes […] als die Austragung und Darbietung des medialen Charakters der Körperbewegungen« (G. Agamben).

Körper, Bewegung und Tanz sind in besonderer Weise auf Gender verwiesen. Denn nirgends materialisiert sich Gender, verstanden als Strukturkategorie des Sozialen und ein Muster des Kulturellen, so sehr wie am Körper und nirgends ist Gender so radikal befragbar wie in körperlichen Praktiken. Diese Ambivalenz zeigt sich auch in der Geschichte des Tanzes: Denn ebenso wie die Geschichte des Tanzes die Konventionalisierung von Geschlechterhierarchien dokumentiert und ästhetisiert, zeigt sie auch immer – in radikaler Weise – das Ringen um das Unterlaufen von Genderkonventionen sowie die Problematik einer kritischen ästhetischen Praxis von genderspezifischen Zuschreibungen. Aber Gender ist im Tanz nicht nur als Thema von choreographischen Werken oder als struktureller Bestandteil von tänzerischen und choreographischen Arbeitsprozessen oder von heteronormativ organisierten (Paar-)figurationen präsent. Die subtile Macht des Gender – als Konvention und Subversion, als Hegemonie und Marginalisierung, als Norm und ihr Scheitern – zeigt sich im Tanz vor allem auch auf abstrakten Ebenen: in der tänzerischen Form, in den Bewegungsmustern, in der choreographischen Ordnung, in den Raumfigurationen, den Bewegungstechniken, den Antriebsaktionen und den Mustern von Führen und Folgen, von Actio und Reactio. Gerade auf diesen abstrakten Ebenen hat sich die Paradoxie von Un/Sichtbarkeit eingeschrieben und wirkt umso subtiler. Der Text schlägt eine medientheoretische Lesart von Choreographie, Körper und Bewegung vor, in die eine genderkritische Position einfließt. Diese thematisiert vor allem die Paradoxie der Un/Sichtbarkeit von Gender, die in den Ordnungen, Mustern, Formen und Praktiken von Choreographie, Körper und Bewegung angelegt ist.

  • choreography
  • body
  • performativity
  • gender
  • performance
  • dancing

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Gabriele Klein

has been Professor for Sociology of Movement, Sports and Dance at the Dept. for human movement at the University of Hamburg (UHH) since 2002. She is Director of Performance Studies Hamburg, Co-Director of the Research Center for Media and Communication at the University of Hamburg. Her main research areas include Performance Studies, Dance Studies, Dance in popular culture and urban environments, transnationalisation of dance cultures. She was a Guest Professor at the Department for Performance Studies, University of California in Los Angeles, USA, the University in Bern, Switzerland, the »Mozarteum« in Salzburg, Austria, the Smith College, USA, and at the University of Stellenbosch, South Africa.

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