Judith Butlers Gender trouble (1990, dt. 1991) markiert den Umschlag von einer Repräsentationskritik zu einer (neuen) Materialitätsdebatte, in der dem Körper erneut eine gewichtige Rolle zugesprochen wird. Doch ist – durch die performative Wende, durch Affekt und new materialism – das Interesse auffällig auf die Bewegungen des Körpers, intra-activity (Karen Barad) und Werden (Spinoza, Deleuze) – kurz: auf das Prozesshafte jeder agency – gerichtet. Hierbei kann der Tanz seine Körperzentriertheit zweifach ausspielen: choreographisch und medial. Das heißt, der tanzende (sich bewegende, sich formende und verformende) Körper avanciert im performativen Diskurs zum Prototyp, an dem sich Macht, Freiheit, Widerstand, Fetisch und Identität treffen/brechen. In diese kleinen und kleinsten Bewegungen des Körpers ist jedoch ein Moment des Aufschubs eingeschrieben, strukturell-technisch, vielleicht auch psychisch. Eine fehlende Zeitspanne, die einmal als leer, ein anderes Mal als übervoll definiert wird, um heute jedoch als Zone des Affekts in Theorie und Praxis (von der Kunst bis zu den Laboren der Pharma- und Bewusstseinsindustrie) zu reüssieren. Vor diesem Hintergrund lässt sich das ›Bewegungsgefüge von Medien, Gender und Choreographie‹ als apparative Anordnung begreifen, in der die Übersetzungsleistung die Eckdaten – wie Bewegung, Auflösung, Aufzeichnung, bewegte und sich bewegende Körper – in Schwebe hält, verschiebt und wiederholt.