User account

Peter L. Galison: Das Bild des Ich
Das Bild des Ich
(p. 111 – 140)

Peter L. Galison

Das Bild des Ich

Translated by Andrea Stumpf

PDF, 30 pages

Die Psychologie verschaffte sich mittels vielfältiger Testverfahren einen Zugang zur Psyche. Beim Rorschach-Test werden zehn Karten, die graue und farbige Klecksbilder zeigen, exponiert, und die Testperson ist aufgefordert, frei zu assoziieren und zu benennen, was sie sieht. Die Bilder verweisen scheinbar auf nichts und sollen frei von jeder Intentionalität einen völlig neutralen Reiz exponieren, sodass die Subjektivität einer Psyche in den Beschreibungen der Kleckse hervortreten kann. Indes sind die Kleckse keine neutralen Reize, sondern bereits Formen, und was im Test hervortritt, ist keine Psyche, sondern eine Wahrnehmung, die zwischen »sehen« und »sehen als« oszilliert. Der Rorschach-Test ist viel mehr als eine Deutung von Karten und eine Interpretation der Deutungen: Die Psyche der Testperson wird von einer ganzen »Technologie des Ich« ausgefällt, die von der Materialität des Tests über die Kodierung seiner Ergebnisse und deren statistischer Auswertung bis zur automatisierten Diagnose durch den Computer reicht.

  • history of medicine
  • history of science
  • history of knowledge
  • history of media
  • media studies
  • psychiatry
  • recording practices
  • Neuroscience
  • experiment
  • psyche

My language
English

Selected content
English

Peter L. Galison

is Joseph Pellegrino University Professor at the Department of the History of Science at Harvard University. He is director of the Collection of Historical Scientific Instruments. His work explores the complex interaction between the three principal subcultures of twentieth-century physics:-experimentation, instrumentation, and theory.

Other texts by Peter L. Galison for DIAPHANES
Cornelius Borck (ed.), Armin Schäfer (ed.): Psychographien

Cornelius Borck (ed.), Armin Schäfer (ed.)

Psychographien

Softcover, 352 pages

PDF, 352 pages

Die Psyche ist zum Inbegriff von Eigentümlichkeit und Identität des Menschen geworden, gleichwohl sie tief in neuroanatomischen Strukturen, biochemischen Prozessen und genetischen Dispositionen verankert ist und einem ständigen historischen Wandel unterliegt.

Dieser Band schreibt die Geschichte dieser permanent unruhigen Differenz als Teil einer allgemeinen Mediengeschichte: Handschrift und elektrische Schaltungen, Film und Rechenmaschinen, Literatur und Institutionen haben das Verständnis der Psyche maßgeblich geprägt. So erweist sich, dass sich die Psyche nicht von ihrer Erforschung abtrennen lässt, die dasjenige, was sie beschreibt, mit erzeugt: Es sind die Mächte der Medientechnologie, der Verwaltung und der Phantasmen, die den Anschein erwecken, dass der Mensch ein beseeltes Wesen sei.

Content