Die spätestens seit den 1960er Jahren festzustellende Destabilisierung des Begriffs vom Text und damit dem des Werks gilt Laurenz Lütteken als Ausgangspunkt seiner Untersuchung, in deren Mittelpunkt jedoch nicht die mögliche Offenheit der vermeintlichen Werke steht. Vielmehr ist diese Vielzahl unterschiedlicher Deutungen gerahmt durch die Grenzen eines gewissen Spektrums, die Grenzen des Gemachten – so unscharf sie sein mögen. Als zentrale Persönlichkeit innerhalb des Spannungsfeldes von Text und Werk, Schriftlichkeit und Autorschaft gilt Guillaume Dufay (1400-1474), dem als erster Komponist ein vielgestaltiges, veritables Oeuvre zuzurechnen ist. Und innerhalb dieses Werks, innerhalb dieses Spannungsverhältnisses gelingt es ihm, die Möglichkeiten der Komposition im Schaffen selbst zu erkunden. Er führt das Komponieren vor, und erkundet so die Grenzen des eigenen Spektrums in gleichzeitiger Verpflichtung gegenüber der Autorität des Textes/Werkes.