Das Bild eines die Skulptur der Madonna mit dem Kind farbig fassenden Mönchs im Manuscript 209 der Londoner Lambeth Palace Library (13. Jahrhundert) zählt zu den bekanntesten Künstler(selbst)bildnissen des Mittelalters. Auch wenn der Verfasser den Bildnischarakter nicht ganz leugnet, so entfaltet er Argumente, die erweisen sollen, dass dem Bild im Kontext der Gesamthandschrift primär die Aufgabe zukommt, die Funktionen des Visuellen im Rahmen devotionaler Praxis zu reflektieren und dessen Überschreitung bis hin zur Imagination des Transzendenten anzureizen. Dabei wird ein breites Spektrum an Reflexionsaspekten herausgearbeitet, insbesondere solche der Medialität, der Illusionierung von Vitalität, der Darstellbarkeit von Schönheit und der Mnemotechnik.