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Susanne Jany, Khashayar Razghandi: Filterarchitektur als Modell
Filterarchitektur als Modell
(p. 446 – 472)

Susanne Jany, Khashayar Razghandi

Filterarchitektur als Modell
Eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Manteltier Oikopleura dioica

PDF, 27 pages

Die Kulturwissenschaftlerin Susanne Jany und der Materialwissenschaftler Khashayar Razghandi nehmen Turners Überlegungen aus Extended Organism auf, um das dynamisch-funktionale Hautgehäuse des Manteltierchens (Oikopleura dioica) als ›Filterarchitektur‹ zu beschreiben. Das Tier öffnet diesen Mantel regelmäßig, um Wasser hindurchströmen zu lassen und daraus Nahrungsstoffe zu filtern. Architektur wird hier also nicht über Statik verstanden, sondern als operatives Gefüge und gewissermaßen medial, denn die Architektur prozessiert Ströme von Energie, Materialien und Objekten (sowie auf unserer Skala: Menschen und Information). Analog kann man dann auch die pneumatischen Konstruktionen der 1960er-Jahre, also die unter Druck stehenden, flexiblen Hüllen des Architekten Frei Otto sowie von Künstlern – der Gruppe Utopie, Haus-Rucker-Co, Archigram, Hans Hollein und Walther Pichler – als Struktur-Funktions-Komplexe verstehen. Diese sind Instrumente der Umweltkontrolle und tragen zu einem ›symbiotischen Verhältnis‹ zwischen Architektur und Bewohner bei. Die zirkulierende Luft wird zum Tragwerk, so Cedric Price, sodass tragende Struktur, Hülle und aktiver Prozess eins werden.

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  • architecture
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  • urbanism
  • aesthetics
  • spatial turn
  • theory of architecture

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Khashayar Razghandi

is a Materials Scientist and Engineer working as a Research Associate in between Max Planck Institute of Colloids and Interfaces and Exzellenzcluster »Matters of Activity«, at the intersection of Natural Science & Design. Coming from a diverse educational background, and backed by a broad inter- & transdisciplinary work experience his research interests cover diverse yet converging themes of: science and design collaborative methodologies, bio-inspired design strategies & design-driven scientific inquiries; interdisciplinary creative processes and teamwork (mediation and education); active matter – structures, functions and systems; sustainability – materials, functions and cycles.
Karin Krauthausen (ed.), Rebekka Ladewig (ed.): Modell Hütte

Die Hütte wird gemeinhin als spontanes und vorläufiges Gebilde verstanden, als eine Improvisation im Außenraum, aus arbiträrem Material gefügt und mit einem klaren Ziel: schnell und mit vorhandenen Mitteln einen abgetrennten Bereich zu konstituieren. So verstanden faltet die Praxis der Hütte den Raum, sie erstellt gewissermaßen eine Tasche oder eine Abteilung in ihm und ermöglicht auf diesem Weg ein relatives Innen in Differenz zu einem Außen. Eine solche temporäre Faltung des Raums kann vielfältige Funktionen haben und etwa als Unterstand, Obdach, Versteck, Lager oder Zuflucht dienen. In jedem Fall wird der Bau nur selten planvoll konstruiert. Die Hütte gründet auf einer kreativen Praxis, die nicht als solche wahrgenommen wird. In der Konsequenz bildet die Hütte keine eigene Kategorie und ist gerade darin beispielhaft: Sie liefert das Modell für die spontane Emergenz von Strukturen, die in der Folge entweder vergehen und damit ephemer bleiben oder aber eine eigene Geschichte in Natur und Kultur begründen. Dieses weit über die Architektur hinausreichende ›Modell Hütte‹ erschließen die geistes- und naturwissenschaftlichen sowie gestalterischen Beiträge des Bandes über eine Vielfalt von Diskursen, u.a. zu Wohnen in the making, Prekäre Räume, Technik des Ephemeren, Kulturelle Urszene, Erweiterte Physiologie sowie Haut und Sein.

 

Mit Beiträgen von Michel Agier, Emily Brownell, Michael Cuntz, Heike Delitz, Elmgreen & Dragset, Michael Friedman, Finn Geipel & Sabine Hansmann, Ulrike Haß, Inge Hinterwaldner, Tim Ingold, Susanne Jany & Khashayar Razghandi, Stephan Kammer, Joachim Krausse, Karin Krauthausen, Rebekka Ladewig, Stephan Pinkau, Luca Rendina, Kathrin Röggla, Anna Roethe, Samo Tomšič, Felicity Scott, J. Scott Turner.

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