In den Parteidiktaturen Osteuropas hatten wir es mit einem eher saloppen Verhältnis der politischen Macht zu Verfassung und Gesetz zu tun: Die Verfassung wurde teilweise ignoriert, gegen die eigenen Gesetze wurde, wenn es nötig war, verstoßen. Demgegenüber stehen die Aktionen der dissidentischen Bewegungen bzw. der Protestbewegungen, die den Staat nicht nur an seine Gesetze erinnern wollten, sondern versuchten, Rechtsmittel gegen den Gesetzgeber zu nutzen. Man könnte zuspitzen und sagen, Dissidenz zeichne sich geradezu durch ein ›Wissen vom Recht‹ aus. Der Beitrag untersucht die Auseinandersetzungen zwischen den dissidentischen Bewegungen in der Sowjetunion und in der ČSSR und der jeweiligen staatlichen Macht als eine Auseinandersetzung zwischen zwei Wissensordnungen: einer performativen und einer hermeneutischen Wissensordnung.