Entgegen der gängigen Ansicht, dass offen gehaltene Betrachter-Konstellationen zu einer Anregung der Eigeninterpretation durch das betrachtende Subjekt führen, verfolgt Nina Zschocke in ihrem Text probehalber das Gegenteil: »… nämlich, dass sich der kontrollierte Einsatz von Mehrdeutigkeit und Paradox sehr wohl, ja hervorragend, zum Transport recht eindeutiger Mitteilungen eignet und dass gezielt angelegte Ambivalenz in der Kunst häufig genau in diesem Dienst steht.« Am Beispiel einzelner Arbeiten aus der Op-Art (u.a. Josef Albers, Bridget Riley) fokussiert die Autorin auf die Frage nach ›partizipativer‹, also selbstbestimmter Betrachtung, die innerhalb dieser wissenschaftlichen Experimenten ähnlichen Anordnung als Möglichkeit gleichsam vorausgesetzt werden soll, wie sie als Haltung gegenüber dem Werk eingefordert wird. Mit Rekurs auf diverse Wahrnehmungstheorien (u.a. die Gestalttheorie, Ästhetische Erfahrung nach John Dewey) werden die Voraussetzungen und Mechanismen der Betrachtung dieser mit optischer Verwirrung spielenden Kunst seziert, um davon ausgehend die grundlegende Bedeutung von Ambivalenz im Dienste der aufklärerischen Intention darzulegen.