Verena Krieger verortet die aktuelle engagierte Kunstproduktion vor einem historischen Hintergrund. Dabei stellt sie fest, dass entgegen früheren Positionen wie etwa derjenigen von Käthe Kollwitz oder auch noch Hans Haacke die Kunstschaffenden heute ihr Arbeiten nicht mehr hinsichtlich eindeutiger Lesbarkeit gestalten, vielmehr »komplexe, ambivalente, übercodierte oder vollends unbestimmte Zeichenkonglomerate« entwerfen. Sowohl das Konzept der Ambiguität als auch die Idee des engagierten Künstlers verfestigten sich als Kategorien im Zuge der Autonomisierung der Kunst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts. Die aktuelle Etablierung der Ambiguität als Gütesigel hochwertiger Kunst wiederum hatte den strukturellen Ausschluss politischen Engagements zur Folge: Eindeutige Botschaften gelten als Propaganda und verlieren damit ihren Kunstcharakter, so skizziert Krieger die gegenwärtige Konstellation. Entlang exemplarischer Ambiguierungsstrategien wie der subversiven Affirmation und der mimetischen Indifferenz diskutiert die Autorin engagierte künstlerische Verfahren in der Gegenwart und verweist dabei auf ihre jeweilige gesellschaftliche Bedingtheit.