Helmut Draxler unternimmt eine grundlegende Befragung der Art und Weise, wie über Ambivalenz gesprochen werden kann, ohne dass dabei die ihr grundsätzlich anhaftende Eigenschaft, diejenige der eigenen Ambivalenz, verloren geht. Draxler nähert sich dieser Frage durch ihre Zerlegung in ein logisches, ein historisches und ein politisches Problem; erst das Zusammendenken der jeweils durch diese drei Teilaspekte bestimmten spezifischen Konstellation kann eine Entscheidung darüber ermöglichen, ob es sich um eine »gute« oder »schlechte« Ambivalenz (Merleau-Ponty) handelt. Führt die Annäherung über den Zugang des Logischen zur These, dass sich Ambivalenz als dialektisches Verhältnis zur Eindeutigkeit am »Abgrund des Sinns« zu konzeptualisieren habe, so bezeugt die historische Perspektive, dass das Verhältnis zwischen Ambivalenz und ihrem Gegenüber stets Ergebnis eines Aushandlungs- und Positionierungsverhältnisses war. Das politische Problem schliesslich stellt sich dort, wo eindeutiges Positionieren angesichts unzähliger bestehender Verstrickungen kaum möglich scheint. Aus dieser Anlage heraus plädiert Draxler für ein Verständnis von Ambivalenz, das sich nur strikt relational denken lässt, als »strukturelle Ambivalenz« eben.