Gerald Raunig geht in seinem Text die Thematik von einer dezidiert kritischen Position an: seiner Meinung nach habe sich aus den poststrukturalistischen Reflexionen zu Vielheit und Vieldeutigkeit in der Gegenwart eine »zutiefst relativistische Figur« herausgebildet, dessen aktuelle Wirkungsmacht im Feld der Kunst er mit der Wendung des »Imperativ der Ambiguität« apostrophiert. Dagegen plädiert er für Eindeutigkeit, die angesichts ihrer Positionierung innerhalb eines vielfältigen Feldes keinesfalls auf eine Schließung ihrer Bedeutung zielen würde, sondern vielmehr eine Kette von möglichen neuen Verbindungen und Anschlüssen frei setzt. Am Beispiel der Umnutzung des Mailander Quartiers Isola beschreibt Raunig Mechanismen der Transformation und fokussiert unter dem Aspekt der Teilung die Frage nach den Möglichkeiten der Positionierung der einzelnen AkteurInnen (Immobilienfirma, QuartieranwohnerInnen, AktivistInnen, ArchitektInnen, Planungsverantwortliche etc.) im Spannungsfeld von scheinbarer Partizipation und Condividualität. Sein Votum für Eindeutigkeit versteht sich als Strategie der Selbstermächtigung gegenüber derjenigen »creative class«, die an diesen Prozessen ökonomisch profitiert und ihre Macht ausbaut.