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Gerald Raunig: Eine Linie wählen
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(p. 75 – 88)

Mannigfaltigkeit, Division, Eindeutigkeit

Gerald Raunig

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Mannigfaltigkeit, Division, Eindeutigkeit

PDF, 14 pages

Gerald Raunig geht in seinem Text die Thematik von einer dezidiert kritischen Position an: seiner Meinung nach habe sich aus den poststrukturalistischen Reflexionen zu Vielheit und Vieldeutigkeit in der Gegenwart eine »zutiefst relativistische Figur« herausgebildet, dessen aktuelle Wirkungsmacht im Feld der Kunst er mit der Wendung des »Imperativ der Ambiguität« apostrophiert. Dagegen plädiert er für Eindeutigkeit, die angesichts ihrer Positionierung innerhalb eines vielfältigen Feldes keinesfalls auf eine Schließung ihrer Bedeutung zielen würde, sondern vielmehr eine Kette von möglichen neuen Verbindungen und Anschlüssen frei setzt. Am Beispiel der Umnutzung des Mailander Quartiers Isola beschreibt Raunig Mechanismen der Transformation und fokussiert unter dem Aspekt der Teilung die Frage nach den Möglichkeiten der Positionierung der einzelnen AkteurInnen (Immobilienfirma, QuartieranwohnerInnen, AktivistInnen, ArchitektInnen, Planungsverantwortliche etc.) im Spannungsfeld von scheinbarer Partizipation und Condividualität. Sein Votum für Eindeutigkeit versteht sich als Strategie der Selbstermächtigung gegenüber derjenigen »creative class«, die an diesen Prozessen ökonomisch profitiert und ihre Macht ausbaut.

  • post-structuralism
  • cultural critic
  • politics
  • criticism
  • contemporary culture

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Gerald Raunig

is philosopher and art theoretician; he works at the Zürcher Hochschule der Künste (Departement Kunst und Medien, Vertiefung Theorie) and at the eipcp (European Institute for Progressive Cultural Policies). He is co-ordinator of the transnational eipcp research projects republicart (2002-2005), transform (2005-2008) and Creating Worlds (2009-2012) and member of the editorial board of the multilingual webjournal transversal and the Austrian journal for radical democratic cultural politics, Kulturrisse.

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Rachel Mader (ed.): Radikal ambivalent

Wie ist das Verhältnis zwischen Kunst und Politik heute? Erzielt engagierte Kunstproduktion Wirkungen im öffentlichen, politischen Raum? Wie ist es um die Lesbarkeit von visuellen Botschaften in Kunst und Kultur bestellt? In jüngster Zeit treten zunehmend mehrdeutige und unentschiedene Codes und Zeichen an die Stelle einer klaren und deutlichen Bildsprache. Während die einen dafür die Komplexität der Inhalte und Vielfalt der Formen verantwortlich machen, interpretieren andere dies als politische Strategie der Verweigerung gegenüber einer Instrumentalisierung. Der Tenor der Kunstkritik ging in den letzten Jahren sogar so weit, die Uneindeutigkeit zum Qualitätsmerkmal gehaltvoller Kunst schlechthin zu erheben. Die in dieser Publikation versammelten Aufsätze hinterfragen das Phänomen »Ambivalenz« aus kritischer Perspektive und untersuchen seine Mechanismen und gesellschaftlichen Funktionen.